Sievering Clinic

Competence Centre for Minimally Invasive Medical Services

Divertikulitis

Divertikel sind Ausstülpungen der gesamten Darmwand. Echte Divertikel treten höchst selten auf. Meistens kommt es zu Ausstülpungen der Darmschleimhaut, sogenannte Pseudodivertikel. Sie sind prinzipiell im gesamten Darmbereich möglich, kommen aber zu 80 Prozent im letzten Abschnitt des Dickdarms, dem Sigma, vor. Ältere Menschen sind gefährdet. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt mit zunehmenden Alter und bei Übergewicht an. Bei 70-jährigen haben etwa 50 bis 65 Prozent Divertikeln ausgebildet.

Ursachen

Symptome

Die häufigste Ursache ist langjährige ballaststoffarme Ernährung und Obstipation. Bei Eindickung von Darminhalt in den Divertikeln kommt es zu lokalen entzündlichen Veränderungen in den Divertikelhälsen, und es bildet sich im Gefolge eine sogenannte Peridivertikulitis und schließlich eine Paracolitis mit Stenose (Verengung) aus. In der überwiegenden Zahl der Fälle hat man keine Beschwerden. Erst, wenn sich Divertikel entzünden, können folgende Beschwerden auftreten:

  • Völlegefühl
  • Stuhlunregelmäßigkeiten
  • Beschwerden beim Wasserlassen
  • Fieber

Komplikationen

Abszessbildung
Die Patienten klagen über Unterbauchschmerzen und hohes Fieber. Ein Peridivertikelabszeß sollte bei jedem Patienten vermutet werden, der nach 48-72 Stunden intravenöser Antibiotikatherapie und Nahrungskarenz keine Besserung zeigt. In 85% der Fälle gelingt die Drainage perkutan, die entsprechende Resektion wird nach 10-14 Tagen durchgeführt.
Fistelbildung
Bei 2% der Patienten mit Divertikulitis entstehen Fisteln Richtung Blase, Dünndarm, Dickdarm und Scheide. Die Therapie besteht in der chirurgischen Sanierung.
Freie Perforation (Darmdurchbruch)
Diese Komplikation tritt selten auf, es handelt sich meist um eine gedeckte Perforation. Die rasche Operation ist die entscheidende Maßnahme, die Mortalität dieser Komplikation ist allerdings unverändert hoch.
Strikturbildung
Differentialdiagnostisch ist hier immer ein stenosierendes Karzinom auszuschließen.
Mechanischer Dünndarmileus
Eine Dünndarmschlinge kann im Bereich des inflammatorischen Dickdarmprozesses kleben und zur mechanischen Obstruktion führen.
Obstruktion im Urogenitaltrakt
Diese Komplikation wird durch externe Kompression des Ureters durch den entzündlichen Prozess bedingt.
Blutung
Bei 20% der Patienten mit Divertikulose kommt es zum Auftreten einer unteren gastrointestinalen Blutung, 5% zeigen eine schwere transfusionsbedürftige Blutung. Zum Zeitpunkt der Blutung besteht praktisch nie eine Divertikulitis. Die Blutung beginnt meist plötzlich und hört in 80% der Fälle selbst auf. Die Sigmoidoskopie stellt die Untersuchungsmethode der Wahl dar. Eine chirurgische Sanierung ist primär bei einer Rezidivblutung indiziert.

Behandlung

Konservative Behandlung
  • Parenterale Ernährung, Antibiose (siehe unten)
  • Pflanzenfaserreiche Ernährung
  • Weizenkleie, Vollkornkost, Obst, Gemüse
Chirurgisches Risiko erhöht durch:
  • Alter über 75
  • Übergewicht
  • Raucher
  • Alkoholismus
  • Chronische Lungenerkrankung
Operatives Verfahren
Standardoperationsverfahren:

Die chirurgische Standardtherapie ist Sigmaresektion mit End-zu-End-Anastomose. Die Anastomose sollte in Höhe der peritonealen Umschlagsfalte zu liegen kommen.

Bei Unsicherheit bzgl. der Durchblutungssituation:

Ggf: Anlage eines protektiven, doppelläufigen Anus praeters.

Anästhesie
Allgemeinnarkose
Dauer des Spitalaufenthalts
7 bis 10 Tage je nach Verlauf
Postoperative Behandlung eines Routinefalles
1. p.o. Tag abends: Magensonde ex, schluckweise Tee
3. p.o. Tag: Kostaufbau
5. p.o. Tag: Entfernung der links paracolisch eingelegten Robinsondrainage
Bis dahin: parenterale Ernährung erforderlich
Grundsätzlich: perioperative Antibiotikaprophylaxe mit Breitbandantibiotikum oder Metronidazol
Mögliche Komplikationen
  • Paralytischer Ileus
  • Pneumonie
  • Nahtdehiszenz
  • Wundheilungsstörungen
  • Thromboembolische Komplikationen

Divertikulitis-Diät

Zur Linderung der Beschwerden hat sich eine ballaststoffreiche Ernährung bewährt. Empfehlenswert sind vor allem Getreideballaststoffe. Sie sind beispielsweise enthalten in Vollkornbrot, Kleie und Müslimischungen. Da fertigen Müslimischungen meist Zucker zugesetzt ist, empfiehlt es sich, das Müsli selbst herzustellen.

Auch Nüsse und Mandeln passen gut in Ihren Speiseplan. Besonders gesund sind für Sie darüber hinaus Kartoffeln, Obst, Salat und Gemüse, vor allem Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen), denn sie enthalten viele Ballaststoffe. Wenn Sie bislang wenig Vollkornprodukte gegessen haben, muss sich Ihr Darm erst an die Ernährungsumstellung gewöhnen. Während der Übergangszeit – sie dauert etwa eine Woche – kann es vorübergehend zu leichten Leibschmerzen und Blähungen kommen. In dieser Zeit sollten Sie Hülsenfrüchte meiden, da sie die Blähungen verstärken können.

Weiterhin sollten Sie möglichst viel trinken, mindestens 2 Liter am Tag! Dies unterstützt Ihre Verdauung zusätzlich.
Meiden Sie Weißmehlprodukte, Zucker und größere Mengen an Fleisch, Wurst, Käse und Fisch. Diese Lebensmittel sind für Sie nicht geeignet, denn Sie enthalten nur wenig Ballaststoffe.

Neigen Sie leicht zu Verstopfung?

Dann sollten Sie zusätzlich alle Lebensmittel meiden, die einen stopfenden Effekt haben. Dies sind z. B. starker Schwarztee, Rotwein, Kakao sowie kakaohaltige Lebensmittel. Milch- und Fruchtsäure (enthalten beispielsweise in Joghurt oder Äpfeln) dagegen fördern die Darmtätigkeit.

Falls Sie mehr über weitere Maßnahmen wissen möchten, sprechen Sie uns bitte an. Wir geben Ihnen gern weitere Informationen.