Sievering Clinic

Competence Centre for Minimally Invasive Medical Services

Pruritus ani (Analer Juckreiz)

Der Analjuckreiz, Pruritus ani genannt, ist ein extrem unangenehmes Symptom und eines der häufigsten Beschwerden, die den Patienten in die proktologische Sprechstunde führen. Dahinter versteckt sich eine ganze Palette unterschiedlichster Erkrankungen, die es abzuklären und entsprechend zu behandeln gilt. Bei diesen Beschwerden liegt an und für sich keine Erkrankung, sondern ein Symptom vor, das, isoliert oder gemeinsam mit fast allen anderen subjektiven und objektiven Symptomen anorektaler Erkrankungen, auftreten kann.

So sind Brennen, Stuhldrang, Nässen, Ausfluss, Schmerz, Fremdkörpergefühl und abnorme Stuhlentleerung mit Juckreiz vergesellschaftet.

Anamnese

Zu jeder Abklärung gehört eine sorgfältige Anamnese. Es gilt zu beachten, dass die vom Patienten beklagten Symptome häufig sehr allgemein sind und die Folge verschiedenster Erkrankungen sein können. Blut ab ano, Pruritus ani, anale Schmerzen und Brennen sind die häufigsten Symptome von analen Erkrankungen. Anamnesisch sollte auch erfasst werden, ob und womit aufgrund des Pruritus ani Manipulationen in der Perianalregion stattgefunden haben. Neben der Erfragung der genauen analen Symptomatik ist die persönliche Anamnese wichtig, insbesondere die Frage nach bekannten Darm- und Hauterkrankungen, bekannten Allergien, atopischer Diathese und eingenommenen sowie in der Perianalregion applizierten Medikamenten oder medizinischen Produkten.

Epidemiologie

Die Inzidenz des Pruritus ani ist schwierig zu evaluieren, da sich die Mehrheit der Betroffenen bei wenig ausgeprägter Symptomatik nicht in ärztliche Behandlung begibt. Es wird angenommen, dass 1-5% der Bevölkerung, überwiegend Männer, unter diesem Symptom leiden. Jedes Alter kann betroffen sein, der Altersgipfel liegt zwischen dem 40 und 50. Lebensjahr.

Die Mehrheit der Betroffenen klagt über eine Symptomdauer von mehr als 12 Monaten. In einer kürzlich publizierten Studie wurden über 800 Patienten mit analen und/ oder gastrointestinalen Beschwerden befragt und untersucht. Ein Pruritus bestand bei über der Hälfte der Patienten mit benignen analen Erkrankungen. Bei knapp einem Drittel der Patienten fanden sich multiple anale Läsionen. Dies entspricht Resultaten anderer Studien, wo 3 bis 5 verschiedene Ursachen pro Patient zum Symptom Pruritus ani führten. Es muss davon ausgegangen werden, dass Nahrungsmittel, hygienische Faktoren sowie vorübergehende Stuhlunregelmäßigkeiten die häufigsten Ursachen von mildem analem Pruritus darstellen. Die Betroffenen begeben sich in der Regel nicht in ärztliche Behandlung.

Eine Vielzahl weiterer Ursachen kann zu Pruritus ani führen. Diese können weiter unterteilt werden in Systemerkrankungen, anorektale Erkrankungen, Infektionen, Neoplasien und dermatologische Erkrankungen. Zur genauen Pathogenese des Pruritus bestehen weiterhin viele offene Fragen. Pruritus kann durch unterschiedlichste Mediatoren ausgelöst werden und wird über nichtmyelinisierte C-Fasern weitergeleitet und zerebral verarbeitet.