Sievering Clinic

Competence Centre for Minimally Invasive Medical Services

Postthrombotisches Syndrom

Behandlung

Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie ist die Basisbehandlung jeder chronisch-venösen Stauung. Sie führt zur Reduktion des Ödems, zum Anstieg der Strömungsgeschwindigkeit und Verbesserung der venösen Pumpfunktionen. Kompressionsverbände mit wenig elastischen Kurzzugbinden weisen einen geringen Ruhedruck und einen hohen Arbeitsdruck auf und sind besonders zur Entstauungsbehandlung geeignet. In der Erhaltungsphase kann die Dauerkompression komfortabler mit Kompressionsstrümpfen gewährleistet werden, die je nach Schweregrad der chronisch-venösen Stauung in der Kompressionsklasse II oder III indiziert sind. Wegen Materialermüdung und Verschleiß sind Neuverordnungen der Strümpfe in maximal halbjährlichem Abstand erforderlich.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie mit Venenmitteln (ödemprotektiva und venentonisierende Pharmaka) ist umstritten. Sie ist allenfalls als adjuvante Behandlung indiziert. Diuretika sind nur kurzfristig im Rahmen einer Entstauungsbehandlung einzusetzen.

Weitere physikalische Maßnahmen bestehen in Venengymnastik, Bewegungstherapie (Schwimmen), Kaltwasseranwendungen, intermittierender Überdruckbehandlung und gegebenenfalls Lymphdrainage. Von Bedeutung sind entsprechende Verhaltensweisen der Patienten mit Vermeiden von längerem Stehen, Hochlagerung der Beine, Bewegungstherapie, Vermeiden einengender Kleidungsstücke, Vermeiden von Überwärmung und Ähnlichem. Alle Maßnahmen der konservativen Therapie können grundsätzlich ambulant durchgeführt werden. Für systematische Anwendungen und vor allem Rekompensation bisher unzureichender Therapien sind aber auch stationäre Rehabilitationsmaßnahmen angezeigt.

Chirurgische Therapiemaßnahmen
Die chirurgischen Therapiemaßnahmen erstrecken sich auf die Verbesserungen der Makrozirkulation und der Mikrozirkulation. Bei gleichzeitig bestehender Stammvarikose kann auch beim postthrombotischen Syndrom zur Verbesserung der venösen Hämodynamik eine Varizenoperation durchgeführt werden, wenn sicher gestellt ist, dass die Stammvene einem notwendigen Kollateralkreislauf angehört.

Insuffiziente Perforansvenen – vor allem im Bereich der Cockettschen Gruppe – spielen eine bedeutende Rolle bei der Pathogenese der Hautveränderungen des chronisch-venösen Stauungssyndroms. Bei noch weitgehend intakten Hautverhältnissen können insuffiziente Perforansvenen durch selektive subfasziale Ligatur ausgeschaltet werden (Stadium I).
Bei fortgeschrittenen Gewebssklerosierungen (Stadium II) sind Inzisionen in diesem Bereich durch eine hohe Quote von Wundheilungsstörungen belastet. Es kommen in diesen Fällen indirekte Verfahren wie die nichtselektive subfasziale Perforansdissektion oder die endoskopische Perforansdissektion in Frage. Bei fortgeschrittener Dermatolipofasziosklerose (Stadium III) kann mit gleicher Technik eine zusätzliche paratibiale Fasziotomie durchgeführt werden. Sie dient in erster Linie der Verbesserung der Mikrozirkulation mit besserer Heilungstendenz von Ulzerationen. In gewebearmen Bezirken können zusätzliche Muskeltranspositionsplastiken hilfreich sein.

Bei den schwersten Formen des chronisch-venösen Stauungssyndroms (Stadium IV) mit manchmal über Jahrzehnte therapieresistenten – oft zirkulären – Ulzerationen ist eine krurale Fasziektomie als Alternative zur Amputation möglich.

Zur Verbesserung der venösen Hämodynamik kommen nur in besonders gelagerten Fällen und mit strenger Selektion folgende rekonstruktive Operationsmethoden zur Anwendung:

  • Freie Gefäßtransplantationen im Bereich der Beckenvenen
  • Umleitungsoperation nach Palma (ggf. in Modifikation)
  • Freie Transplantation von klappentragenden Venensegmenten

Moderne transcutane Therapieverfahren stellen die PTA ggf. mit Stentimplantation im Bereich der großkalibrigen tiefen Leitvenen dar. Ihre Anwendung ist ebenfalls besonderen Indikationen vorbehalten. Langzeitergebnisse über dieses Therapieverfahren im Bereich der großkalibrigen Venen liegen bislang nicht vor.

Vorbeugung

  • Verwendung gerinnungshemmender Medikamente (Heparin s.c.)
  • Orale Antikoagulanzien (Marcumar)
  • Anwendung von Stützstrümpfen vor Operationen oder nach Entbindungen
  • Allgemein Vermeidung von Risikofaktoren
  • Ausreichende Flüssigkeitszunahme
  • Bei längeren Flügen oder Autofahrten möglichst einmal in der Stunde aufstehen und umher gehen.